Wiener Landesjägertag 2024: „Jagd ist: Auftrag und Leidenschaft“
„Jagd ist: Auftrag und Leidenschaft“ lautet das Motto des Landesjagdverbandes Baden-Württemberg. Und Landesjägermeister Dr. Jörg Friedmann, der zum Landesjägertag 2024 des Wiener Landesjagdverbandes am 25. April 2024 in die österreichische Bundeshauptstadt gekommen ist, um das „Jagd- und Wildtiermanagementgesetz“ seines deutschen Heimatbundeslandes vorzustellen, sprach damit den Wiener Jägerinnen und Jägern, allen voran Landesjägermeister Norbert Walter, direkt aus der Seele.
Gleich zwei Jagdhornbläsergruppen, die Jagdhornbläser-Gruppe Oberlaa und die Jagdmusik Leopold Figl umrahmten die Veranstaltung im Festsaal der Raiffeisenbank International am Wiener Stadtpark, zu der Walter eine Reihe hoher und höchster Ehrengäste begrüßen konnte. So hieß er im Namen aller Bezirksjägermeister seinen Stellvertreter Bezirksjägermeister Thomas Schön ebenso herzlich willkommen, wie seinen Stellvertreter als Präsident der LK Wien, Vizepräsident Martin Flicker, die Wiener Weinkönigin Iris-Maria Wolff sowie die Professoren der Universität für Bodenkultur Klaus Hackländer und Martin Gerzabek. Ehrengast Alexander Bernhuber, Abgeordneter zum Europäischen Parlament, reiste direkt „von der letzten Sitzung des Parlaments in dieser Periode“ aus Straßburg an und verwies in seiner Grußbotschaft auf die Tatsache, dass eine Reihe von Gruppierungen auf europäischer Ebene der Jagd ganz und gar nicht wohlgesonnen seien. Doch eine eigene „Arbeitsgruppe Jagd“, an der Bernhuber intensiv mitgearbeitet hat, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Anliegen und Forderungen der Jägerinnen und Jäger in die europäischen Entscheidungsgremien zu tragen und auch durchzusetzen. Bernhuber: „Jagd und Europa gehören zusammen.“
Landesjägermeister Walter informierte die Delegierten in seinem anschließenden Bericht darüber, dass es seit 1. Jänner 2023 im Rahmen des Fuchsmonitoring eine Abgabepflicht beim Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie (FiWi) gibt. Dort werden die Füchse auf Staupe, Fuchsbandwurm, Räude, Tollwut, Übertragungen durch Zecken und auf den Mageninhalt untersucht; letzteres, um Hinweise auf die Ernährung zu erhalten. Nächster Berichtspunkt: Die Erarbeitung der von der Stadt Wien beauftragten „Wildökologischen Raumplanung“ schreitet weiter voran. Ein Fragebogen wurde mittlerweile erstellt, der Besuch in den Revieren wird der nächste Schritt sein, so Walter in seiner Rede.
Im Bericht des Landesjägermeisters nahm nach einer Zusammenfassung der finanziellen Situation des Landesjagdverbandes der Überblick über die Jagdschule, die Kurse und die Prüfungen breiten Raum ein. Die Jägerinnen und Jäger erfuhren von Walter weiter, dass es seit Ende Jänner 2024 auch eine neugestaltete Homepage des Landesjagdverbandes inklusive eines Webshops für Kurs- und Prüfungsanmeldungen gibt. Ebenso informierte der Landesjägermeister die Gäste über die Erweiterung der Aktion Infosignalethiktafeln, die gemeinsam mit der Stadt Wien und der Landwirtschaftskammer Wien der Bewusstseinsbildung und Aufklärung über die Themen Landwirtschaft, Umwelt und Jagd dient. Begonnen wurde diese Aufklärungsaktion 2019 als Pilotprojekt, mittlerweile konnte sie mit insgesamt 326 Tafeln auf ganz Wien ausgeweitet werden. Darüber hinaus brachten die Verantwortlichen auch Zusatztafeln an, die die Passantinnen und Passanten auf das Risiko von Fehlverhalten aufmerksam machen.
Den vorletzten Punkt in Walters Bericht bildete der Hinweis auf die bundesweite Kampagne „Das ist Jagd“ von Jagd Österreich, die Anfang Juli 2023 ihren Anfang nahm. Die Aktion erreichte 3,4 Millionen Personen, die Schaltungen von 13 Millionen Anzeigen in Social Media waren zielgruppenadäquat (Zielgruppe war ein jüngeres Publikum).
Zum Schluss verwies Norbert Walter auf das Jagdhornbläserkonzert am 2. Juli, das ab 19.00 Uhr im Arkadenhof des Wiener Rathauses über die Bühne gehen wird. Ebenso kündigte er die Eustachiusfeier in der Nikolaikapelle im Lainzer Tiergarten für den 20. September um 19.00 Uhr an.
Der Gastredner, Dr. Jörg Friedmann, seit elf Jahren Landesjägermeister in Baden-Württemberg und verantwortlich für 35.000 Mitglieder in seinem Verband, stellte in seinem Referat das Wildtiermanagementgesetz in den Mittelpunkt der Betrachtungen. Die Voraussetzungen für ein neues Jagdgesetz, das auch die Anliegen der Jägerinnen und Jäger entsprechend abbildet, waren äußerst ungünstig: Die Landesregierung war grün-rot dominiert, dem grünen Ministerpräsidenten politisch nahestehende Tierschutz- und Umweltgruppen lehnten die Jagd insgesamt ab und sahen in der Jägerschaft keineswegs gleichwertige Partner. Heftiger politischer Widerstand der betroffenen Jägerinnen und Jäger war vorprogrammiert.
Der Landesjagdverband zeigte Flagge und scheute auch vor Demonstrationen nicht zurück, doch er entschied sich letztlich für eine konstruktive Mitgestaltung. Das angestrebte Ziel: Die Jagd sollte in die Mitte der Gesellschaft rücken, das Gesetz dazu viel stärker an wildökologischen Anforderungen und am Tierschutz ausgerichtet sein. Der Weg zu einem Wildtiermanagementgesetz war somit vorgezeichnet.
Friedmanns Resümee, der seine Kameradinnen und Kameraden als „Anwältinnen und Anwälte des Wildes“ bezeichnet: „Es ist uns gelungen, die Diskussion zu versachlichen. Das Ergebnis gibt uns recht: Jagdrecht geht auch modern.“
In den Zielen des Gesetzes finden sich all jene Punkte, die die Jagd in Gegenwart und Zukunft absichert. Friedmann: „Das Grundrecht des Eigentums schützt Jagdrecht und Jagdausübungsrecht. Dies muss Teil unserer DNA sein. Damit können wir Angriffe abwehren.“ Das Gesetz will zudem zur Entwicklung gesunder und stabiler Wildtierpopulationen unter Berücksichtigung der Wirkungen des Klimawandels beitragen. Es dient, so der Gesetzgeber, auch dem Schutz bedrohter Wildarten und der Sicherung der biologischen Vielfalt und sogar der „Unterstützung des Entstehens von klimastabilen Wäldern durch die Jagd“.
Es postuliert, dass „Jagd und Hege wesentliche Beiträge zum Wildtiermanagement“ leisten. Dazu gibt es alle drei Jahre einen Wildtierbericht, in den die verpflichtenden Meldungen der Jägerschaft im Rahmen des Wildtiermonitorings einfließen. Ein eigenes Wildtierportal (www.wildtierportal-bw.de) dient der Sammlung aller notwendigen Daten und bietet Neuigkeiten aus der Wildtierforschung und dem Wildtiermonitoring und detaillierte Fachinformationen zu über 40 Wildtieren in Baden-Württemberg.
Baden-Württembergs Landesjägermeister Friedmann stand nach dem Ende des offiziellen Teils des Landesjägertages noch zahlreichen Interessierten Rede und Antwort zum Inhalt seines Referates bzw. zu Fragen eines modernen und zeitangepassten Jagdrechts.
Fotos: Harald Klemm