LW-Minister Norbert Totschnig: Pressekonferenz am Prentlhof (Unterlaa)
Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm, Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig und Landjugend-Bundesobfrau Valentina Gutkas haben den Prentlhof von LK Wien Kammerrat Dipl.-Ing. Markus Sandbichler in Unterlaa, Wien (https://www.stadtlandwirtschaft.wien/betrieb/4158911/prentlhof ), ausgewählt, um die Öffentlichkeit über den Start der Initiative "Hofübernahme im Fokus" zu informieren. Bei dieser Initiative geht es darum, Junglandwirtinnen und -wirten bestmögliche Rahmenbedingungen und Unterstützung bieten.
Initiative "Hofübernahme im Fokus"
Die geburtenstarken Jahrgänge verlassen zunehmend die Arbeits- und Wirtschaftswelt. Was alle Branchen vor große Herausforderungen stellt, ist für die Landwirtschaft aber besonders brisant: Wird eine Stalltüre einmal geschlossen, bleibt sie dies in der Regel für immer. Auch wenn es um Österreichs junge Landwirtschaft - etwa was die Altersstruktur betrifft - im EU-Vergleich gut bestellt ist, müssen heute die richtigen Weichen für morgen gestellt werden: Rund ein Drittel der Betriebsführerinnen und Betriebsführer ist älter als 55 Jahre. In den nächsten Jahren entscheidet sich also, ob diese Betriebe weitergeführt werden oder nicht.
Mit dem Ziel junge Menschen in ihrer Begeisterung für die Landwirtschaft zu bestärken und den Generationenwechsel auf Österreichs Höfen zu erleichtern, initiierte Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig den Schwerpunkt “Hofübernahme im Fokus - die Zukunft unserer Landwirtschaft“ Sie soll das Bewusstsein für die Herausforderungen und Chancen bei der Hofübernahme schärfen, Unterstützungsangebote sowie Bildungsmöglichkeiten aufzeigen und mit gelungenen Hofübernahme-Beispielen Mut machen. Wie Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm unterstreicht, kommt es dabei auch darauf an, die Digitalisierung zu nutzen.
“Ist eine Stalltüre einmal geschlossen, bleibt sie in der Regel für immer zu. Mein Ziel ist es deshalb, unseren Junglandwirtinnen und -wirten bestmögliche Rahmenbedingungen und Unterstützung zu bieten. Denn heute entscheidet sich, woher die Lebensmittel von morgen kommen. Deshalb haben wir neben gezielten agrarpolitischen Maßnahmen die Hofübernahme-Initiative gestartet“, betonte Totschning heute bei der Präsentation und fügte hinzu: “Die Landwirtschaft ist eine Branche jenseits einer 5-Tage, geschweige denn einer 4-Tage Woche. Bäuerin oder Bauer zu sein ist ein Rund-um-die-Uhr-Job mit zahlreichen Hürden. Mein Anspruch ist, dass die Landwirtschaft bei der Frage nach ihrer Zukunft nicht nur Beifahrer ist, sondern selbst am Steuer sitzt. Denn unsere Junglandwirtinnen und Junglandwirte brauchen realistische Zukunftsperspektiven - damit sie auch andere mit ihrer Begeisterung anstecken können.“
“Motivierte, engagierte und innovative Junglandwirtinnen und Junglandwirte sind nicht nur ein Garant für unsere künftige Versorgungssicherheit mit qualitativ hochwertigen Lebensmitteln. Sie sind auch Taktgeber für das Leben im ländlichen Raum und vor allem wichtige Innovationstreiber in der Landwirtschaft“, ergänzte die Jugendstaatsekretärin. “Digitalisierung muss schlussendlich auch Erleichterungen in der Bürokratie bringen, muss Prozesse in der Verwaltung schneller und einfacher machen. Ich weiß, dass gerade die Landwirtinnen und Landwirte ein Lied davon singen können, wie mühsam es sein kann. Mein Anspruch ist es, durch Digitalisierung nicht nur Betriebskosten der Landwirtinnen und Landwirte zu senken, sondern auch ihre Bürozeiten.“
Landjugend Österreich-Bundesleiterin Valentina Gutkas weiß, “die Impulse junger Menschen sind entscheidend für die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit unserer Landwirtschaft. Deshalb fördern wir mit unserem vielfältigen Bildungsangebot die Weiterentwicklung agrarischer Kompetenzen. Im vergangenen Jahr wurden in der Landjugend rund 150.000 Bildungsstunden absolviert. Mit unserem Schwerpunktthema ‘Next Generation‘ verdeutlichen wir, dass junge Menschen bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und die Zukunft zu gestalten. Die bevorstehende Übernahme von Höfen bedeutet für Alt und Jung einen neuen Lebensabschnitt, der Mut und Unterstützung erfordert. Mit der Initiative ‚Hofübernahme im Fokus‘ ermutigen wir junge Hofübernehmerinnen und -übernehmer mit Zuversicht und Entschlossenheit in die Zukunft zu gehen.“
Landwirtschaftskammer Österreich-Präsident Josef Moosbrugger kennt das Problem nur zu gut: “Die Hofübernahme ist eine zentrale Weichenstellung im bäuerlichen Leben. Weil aber die persönlichen und betrieblichen Voraussetzungen immer andere sind, braucht es individuelle Lösungen. Die Landwirtschaftskammern stehen den Bauernfamilien dabei mit umfassenden Bildungs- und Beratungsangeboten zur Seite und tragen die Hofübernahme-Initiative in die Breite.“
Wie ist es um die Zukunft unserer Landwirtschaft bestellt?
Österreich hat die jüngste Landwirtschaft in der EU:Waren bei uns im Jahr 2020 23,4% der Betriebsleiterinnen und -leiter unter 40, so waren es im EU-Schnitt mit 11,9% nur rund halb so viele.
Fachausbildung der Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter unter 40 in der EU:Was den Ausbildungsstand der Betriebsleiterinnen und -leiter unter 40 Jahren betrifft, sind wir in der EU ebenfalls im oberen Feld: 72,2% haben hierzulande eine Ausbildung zum Facharbeiter oder zum Meister, eine facheinschlägige Matura oder einen Hochschulabschluss.
Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter unter 40 in den Bundesländern: Von Ost bis West, von der Almwirtschaft bis zum Weinbau. Die Landwirtschaft in unseren Regionen ist vielfältig. Trotz unterschiedlicher Sparten ist der Anteil der unter 40-jährigen Betriebsleiterinnen und -leiter in allen Bundesländern, mit Ausnahme von Wien, ungefähr gleich.
Unter und über 40-jährige Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter im Vergleich: Während die unter 40-Jährigen häufiger auf Bio setzen und öfter einen Meistertitel haben, sind bei den über 40-Jährigen mehr Frauen in der Betriebsleitung zu finden.
Zukunftsaussichten der Junglandwirtinnen und Junglandwirte: Laut einer aktuellen Umfrage im Rahmen der VISION 2028+ blicken 47% der Junglandwirtinnen und Junglandwirte sehr positiv bzw. positiv in die Zukunft. Weitere 37% sind ihr gegenüber neutral eingestellt und nur 16% sehen der Zukunft eher negativ entgegen.
Gezielte Unterstützung bei der Hofübernahme:
Mit den Maßnahmen in der Gemeinsamen Agrarpolitik unterstützen wir gezielt bei der Hofübernahme:
- Junglandwirte bekommen eine zusätzliche Unterstützung von rd. 66 Euro/ha für die ersten 40 ha
- Mit der Niederlassungsprämie mit Zuschlägen bis zu max. 15.000 Euro unterstützen wir eine wirtschaftlich ausgerichtete Betriebsübernahme und schaffen Anreize für die Ausbildung.
- Da gerade Hofübernehmer vor hohen Investitionen stehen, erhalten sie bei vielen Vorhaben eine um 5% erhöhte Investitionsförderung. So profitieren sie auch besonders von den im Impulsprogramm angehobenen anrechenbaren Gesamtkosten bei Investitionen.
- Auch praxisnahe Weiterbildungs- und Beratungsangebote unterstützen den betrieblichen Erfolg junger Hofübernehmer.
Da der digitale Wandel nicht nur Investitionen in neue Technologien, sondern auch den Ausbau und die Weiterentwicklung neuer Kompetenzen erfordert, unterstützten wir Junglandwirte mit dem digitalen Aktionsplan "Smart Farming“.
Der Schauplatz für die Pressekonferenz: Der Prentlhof
Der Prentlhof befindet sich am südlichen Stadtrand von Wien, im 10. Wiener Gemeindebezirk Favoriten und wird in 6. Generation von den Nachfahren der Familie Prentl bewirtschaftet. LK Wien-Kammerrat Dipl.-Ing. Markus Sandbichler hat den Hof 2007 übernommen und betreibt mit seiner Familie eine biologische Landwirtschaft. Der Betrieb produziert unter anderem Eier, verschiedene Getreidearten, wie Hart- & Weichweizen, Roggen, Gerste oder Einkorn, Senf, Öllein, Sonnenblumen, Linsen sowie Kürbisse, sowohl Speisekürbisse als auch Ölkürbisse, aus denen Wiens einziges biologisches Kürbiskernöl hergestellt wird.
Der Betrieb verfügt über einen Selbstbedienungs-Hofladen: Alle Produkte können rund um die Uhr im Prentl Hof-Laden bezogen werden.
Mit “Schule am Bauernhof” öffnet der Prentlhof darüber hinaus seine Türen für Kindergärten und Schulen und gewährt damit einen direkten und unverfälschten Einblick in Leben und Arbeit auf einem Bauernhof.
Fotos: Johann Mad, BML/Hemerka