Stadtlandwirtschaft wirbt um Verständnis: Infosignalethiktafeln klären auf
„Damit beide Seiten Äcker, Weinberge, Wiesen und Wälder ihren Ansprüchen gerecht nutzen können, braucht es Verständnis für das Vis-à-vis. Um dieses Verständnis bemühen sich seit 2019 die LK Wien, die Stadt Wien und der Wiener Landesjagdverband, indem sie mit Infosignalethiktafeln aufklären und so das Bewusstsein für die Stadtlandwirtschaft, die Jagd und die Umwelt schärfen. Es ist sehr zu begrüßen, dass die Schilder-Initiative, die vor vier Jahren im Bezirk Donaustadt begonnen hat, nun auf ganz Wien ausgeweitet wird“, erklärte dazu Wiens Landwirtschaftskammer-Präsident Norbert Walter.
Wiens internationale Spitzenplatzierungen: Ergebnis gemeinsamer Anstrengungen
„Wien erreicht in internationalen Rankings regelmäßig Spitzenplätze - als Stadt mit der weltweit höchsten Lebensqualität oder als beste Biostadt der EU. Das ist das Ergebnis langjähriger gemeinsamer Anstrengungen“, betont Wiens Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky. So nehme der Bioanteil in der Wiener Stadtlandwirtschaft seit Jahren stetig zu, was die Stadt Wien auch mit dem Bioaktionsprogramm tatkräftig unterstütze. „Bis 2025 werden wir nach Produktion und Konsum die Nummer „1“ österreichweit sein“, so Czernohorszky.
Wiens hohe Lebensqualität hänge aber auch mit einem Grünraumanteil von über 50 Prozent zusammen: „Große Teile des grünen Wiens sind für die einen Arbeitsplatz, für die anderen hingegen Raum für Freizeit und Erholung“, so Czernohorszky.
Um hier möglichen Konflikten aus dem Weg zu gehen, werben die Stadt Wien, die Landwirtschaftskammer Wien und der Wiener Landesjagdverband seit rund fünf Jahren mit „Infosignalethiktafeln“ erfolgreich um Verständnis bei Spaziergängern und Freizeitsportlern. „Diese Aktion wird nun in ganz Wien ausgerollt und trägt wesentlich dazu bei, das friktionsfreie Zusammenleben von nichtbäuerlicher Bevölkerung und Stadtlandwirtschaft abzusichern!“
Natur genießen und gleichzeitig schützen
„Wenn es zwischen der erholungssuchenden Bevölkerung und der Landwirtschaft bzw. der Jagd zu Konflikten kommt, ist das oft auf fehlendes Wissen über die Notwendigkeiten, Abläufe und Arbeitsprozesse in diesen Bereichen zurückzuführen. Hier sollen die Infosignalethiktafeln Aufklärung schaffen und somit das Verständnis fördern. Vielen ist beispielsweise nicht bewusst, dass ein Hund die notwendige Ruhe der Wildtiere erheblich stören kann. Es ist oft auch unbekannt, dass Hundekot in der Wiese oder weggeworfene Zigarettenstummel in den Feldern die Böden vergiften und das Futter verderben. Und auch die Gefahren für Dritte beim Maschineneinsatz auf den Feldern oder im Wald werden vielfach unterschätzt. Daher wollen wir mit diesen Hinweistafeln einen schonenden Umgang mit der agrarisch und jagdlich geprägten Wiener Landschaft fördern. Ein gutes Miteinander funktioniert nur, wenn dabei auch wichtige Regeln beachtet werden und sich alle fair verhalten“, so Dipl.-Ing. Herbert Weidinger stv. Forstdirektor der MA 49 Forst- und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien.
326 Tafeln für ganz Wien
Insgesamt wurden im gesamten Wiener Produktionsgebietbereits 326 Tafeln aufgestellt, um ein besseres Miteinander von Landbewirtschaftenden, Jäger und Erholungssuchenden zu erzielen. Die Infosignalethiktafeln setzen nicht auf den erhobenen Zeigefinder, sondern auf positive Verstärkung von gewünschtem Verhalten. Sie sind nicht belehrend, sondern belohnend. Indirekt wird damit über Zusammenhänge und Notwendigkeiten informiert.
Worauf weisen die Tafeln hin?
- Littering vermeiden (Müll, Zigarettenstummel)
- Hunde an die Leine nehmen, Hundekot einsammeln („Sackerl“), Wild schonen
- Landwirtschaftlich bewirtschaftete Flächen: Wege nicht verlassen, nichts pflücken (Weintrauben, Obst, Blumen, Gemüse etc.)
- Temporäre Hinweise bei Maschineneinsatz beachten (Ernte, Düngung, Waldarbeiten, Pflanzenschutz etc.)
Respekt vor der Natur und vor fremdem Eigentum
„Mit diesen Tafeln rufen die Standlandwirtschaft und die Jägerschaft auch zu mehr Respekt vor der Natur und vor fremdem Eigentum auf. Respektlosigkeit, oft auch aus Unwissenheit oder Bequemlichkeit beginnt, wenn Spaziergeher quer durch bewirtschaftete Äcker marschieren, um eine Abkürzung zu nehmen oder wenn Wanderer Weintrauben, Obst und Gemüse pflücken, und endet mit dem Ablagern von Müll in Feldern, Wiesen oder im Wald. Solche Konfliktsituationen sollen durch diese Aktion vermieden werden“, so Walter abschließend.
Fotos: Stadt Wien/Votava, Theresa Wey