Josef Riegler, Vater der Ökosozialen Marktwirtschaft, feierte 85er
Beim Festakt anlässlich des 85. Geburtstages von Josef Riegler würdigte eine bunte Prominenz aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik, den Vordenker der Ökosozialen Marktwirtschaft. Die Stadtlandwirtschaft vertrat bei diesem Empfang der Wiener Bauernbundobmann LK-Präsident Norbert Walter.
Bereits vor 35 Jahren entwickelte der ehemalige österreichische Vizekanzler das ökosoziale Wirtschaftsmodell, das Arbeit schafft, die Wirtschaft stützt und die Umwelt schützt. Das war eine damals revolutionäre Idee, die mittlerweile zur Leitlinie für die österreichische und europäische Politik geworden ist.
Der Präsident des Ökosozialen Forums, Stephan Pernkopf, hob in seiner Gratulation die Kompromissfähigkeit Rieglers hervor: "Josef Riegler ist ein Visionär. Er ist tief verwurzelt in seiner Überzeugung und seinen Werten. Gleichzeitig kann er mit Andersdenkenden notwendige Kompromisse in der Umsetzung eingehen."
Auch Vizekanzler Werner Kogler würdigte die Leistungen Rieglers: "Wir können nur mit der Natur wirtschaften, nicht gegen sie. Wenn wir ökologische Verantwortung, soziale Gerechtigkeit und Wirtschaft in Einklang bringen, dann birgt das Chancen für alle. Josef Riegler hat die Ökosoziale Marktwirtschaft in Österreich und Europa maßgeblich mitgeprägt und die Chancen früh erkannt."
Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig fand Worte der Anerkennung für seinen Vorgänger: „Josef Rieglers bisheriger Lebensweg ist ein beeindruckendes Zeugnis seiner Hingabe für Österreich. Als ehemaliger Vizekanzler und Landwirtschaftsminister hat er nicht nur eine bemerkenswerte politische Karriere hinter sich, sondern auch bedeutende Meilensteine erreicht, die unser Land nachhaltig prägen. Einer dieser Meilensteine war zweifellos die ökosoziale Agrarpolitik. Seine Arbeit steht vorbildhaft für eine weitsichtige, zukunftsfähige Politik."
Wiens LK-Präsident Norbert Walter sieht in Rieglers Vision einer Wirtschaft, in der Ökonomie, Ökologie und soziale Verantwortung im Dreiklang agieren, eine Grundlage für eine zeitgemäße Stadtlandwirtschafts-Politik: „Diese moderne und umfassende Form einer neuen Politik garantiert den Erfolg unserer Winzerinnen und Winzer, Gärtnerinnen und Gärtner und Bäuerinnen und Bauern in einer nach wie vor wachsenden Großstadt.“
Bergbauernsohn und Vizekanzler
Josef Riegler wurde am 1. November 1938 als Sohn von Bergbauern im obersteirischen Möschitzgraben bei Judenburg geboren. Er absolvierte die Höhere Bundeslehranstalt für Landwirtschaft in Raumberg bei Irdning. Nach dem Studium an der Universität für Bodenkultur in Wien war er als Fachlehrer für Landwirtschaft ebenso tätig wie in der bäuerlichen Interessenvertretung und als Nationalratsabgeordneter.
Ab 1983 war Riegler Mitglied der Steiermärkischen Landesregierung, zunächst für Land- und Forstwirtschaft und Wohnbauförderung zuständig. 1985 wurde er zum ersten steirischen Umweltlandesrat bestellt. Die Erfahrungen aus dieser Funktion waren für Riegler prägend. Er erkannte, dass sich Umweltschutz auch betriebswirtschaftlich rechnen muss. Aufbauend auf diese Erkenntnis formulierte Riegler das Konzept der Ökosozialen Marktwirtschaft. Politisch fungierte Riegler auch als Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft und als Bundesminister für Föderalismus und Verwaltungsreform sowie als Vizekanzler.
Nach seinem Ausscheiden aus der Regierung übernahm Riegler 1992 die Führung der damaligen Gesellschaft für Land- und Forstwirtschaftspolitik, machte daraus das Ökosoziale Forum und verschrieb sich der Verbreitung und Durchsetzung des Modells der Ökosozialen Marktwirtschaft. Das Grundprinzip der Ökosozialen Marktwirtschaft ist, für den Umweltschutz vor allem die Dynamik des Marktes zu nutzen, indem durch ökologische Kostenwahrheit, Verursacherprinzip und eine ökosoziale Steuerreform auf dem Markt die richtigen Signale für eine nachhaltige Entwicklung gegeben werden.
Fotos, Quelle: Ökosoziales Forum