Vizepräsident Martin Flicker zur Rolle des Gartenbaus bei der Versorgung Wiens mit Gemüse in der Krise und ein außergewöhnliches Gartenbaujahr
Der Vorsitzende des Gartenbauausschusses in der LK Wien, Vizepräsident Martin Flicker, zog anlässlich der vergangenen Monate eine gemischte Bilanz für den Wiener Gartenbau: „Niemals zuvor war durch ein Ereignis die Versorgungsfrage für die Bundeshauptstadt derart wesentlich wie durch den Ausbruch der Corona-Pandemie. Innerhalb von wenigen Tagen schaffte der Wiener Gartenbau die Kapazitäten so anzupassen, dass der massiv steigende Bedarf und die Nachfrage für die Bevölkerung gedeckt werden konnten. Diese einzigartige Situation zeigte den unschätzbaren Wert regionaler Versorgung“, so Martin Flicker.
Am Höhepunkt der Krise mit Hamsterkäufen konfrontiert
Der geschützte Gemüsebau vermochte die sprunghaft steigende Nachfrage im März durch die anlaufende Ernte und die konstant sonnigen Tage sehr gut zu decken. Die Gärtnerinnen und Gärtner deckten mit der LGV gemeinsam einen Großteil des Bedarfs, der insbesondere durch unsichere Nachschubwege aufgrund der international schwierigen Lage noch zusätzlich gestiegen war. „Die Wienerinnen und Wiener informierten sich auch oft direkt vor Ort, kamen zu den Direktvermarktern und Gartenbaubetrieben und wussten nicht nur die Versorgungssicherheit, sondern auch die hohe Qualität aus unseren Familienbetrieben sehr zu schätzen“, so der Obmann-Stellvertreter des Wiener Bauernbundes, Flicker.
Ernst der Lage bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hoch
„Gerade in den entscheidenden Wochen der Corona-Krise waren unsere Betriebe in besonderer Weise gefordert, auf die Gesundheit und das Wohlergehen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ganz besonders zu achten“, so Flicker. „Das Corona-Virus macht vor niemandem Halt, umso mehr war es wichtig, den Ernst der Lage hervorzuheben, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schulen, kleinere Arbeitsgruppen zu bilden und mehr Platz in den Sozialräumen zu schaffen“, erläutert der Gärtner aus der Donaustadt. „Das war auch ein immenser Mehraufwand für unsere Betriebe.“
Unklare Situation mit Erntehelfen entschärft
Flicker sieht allerdings auch einen Wermutstropfen beim Gartenbau, der sich insbesondere durch den ausgefallenen Absatz beim Zierpflanzenbau zeigte. Die Schließung der Blumengeschäfte und der Wegfall des gesamten Frühjahrsgeschäfts war ein herber Schlag für die Topfkräuter-, Blumen- und Schnittblumenproduzenten. „Zudem wurde die Situation im gesamten Gartenbau durch die unklare Situation mit Erntehelfern erschwert. Wir zeigten uns stets gesprächsbereit von Seiten der Landwirtschaftskammer, Menschen aus der Arbeitslosigkeit in die Ernteprozesse einzuschulen, allerdings ist das in der Praxis oft durch viele Hürden gekennzeichnet. Am Höhepunkt der Krise war es unklar, ob die alljährlich nach Österreich kommenden Erntehelfer aufgrund der geschlossenen Grenzen überhaupt nach Österreich kommen können.“ Inzwischen konnte diese Frage durch die Öffnung der Grenzen für arbeitende Menschen geklärt werden.